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Sie alle haben eine neue Heimat in Reinbek gefunden: Die Männer, Frauen und Kinder, deren Lebensgeschichte in der Ausstellung dokumentiert ist.

Ausstellungstipps für den Januar 2026: „Innere Welten“ und „Angekommen“

Es sind besondere Ausstellungen, die Interessierte im Januar 2026 im Kreis Stormarn besuchen können, denn sie zeigen nicht nur Kunst, sondern haben beide einen sehr konkreten sozialen Hintergrund.

Cordula Eickmann

Im Schloss Reinbek ist eine Ausstellung mit dem Titel „Angekommen! – Beispiele gelungener Integration“ der Flüchtlingsinitiative Reinbek zu sehen. Und im Gutshaus Glinde stellen Künstlerinnen und Künstler ihre Werke aus, die regelmäßig in einem Atelier auf dem Gelände des Asklepios Klinik Nord/Ochsenzoll in Langenhorn entstanden sind. Der Künstlergruppe KIK (Kunst in der Klinik) gehören Männer und Frauen an, die aufgrund psychischer Erkrankungen dort behandelt werden.

Es sind große moderne Stelen, bunt und übersichtlich mit Fotos und Texten, und sie alle zeugen von der Flucht von Männern, Frauen und Kindern, die ihr Heimatland verlassen mussten und in Reinbek ein neues Zuhause gefunden haben. Geflüchtete Menschen aus Afghanistan, Syrien und Palästina, aus dem Jemen und aus der Ukraine erzählen in ihren autobiografischen Geschichten von ihrem ursprünglichen Leben, von politischer Bedrohung und Lebensgefahr durch Krieg und Verfolgung, von der Entscheidung zur Flucht und dem Ankommen in Deutschland und dem Sesshaft werden in Südstormarn.

Anlässlich des 10-jährigen Bestehens der Flüchtlingsinitiative Reinbek, kurz FIR genannt, haben drei Mitglieder der Initiative mit Unterstützung der Stadt Reinbek und der Buhck-Stiftung die Ausstellung „Angekommen“ in monatelanger Arbeit vorbereitet. Maria Mannchen interviewte die Flüchtlinge und schrieb die daraus resultierenden Texte, Karin Tillmanns schoss die Fotos und Harald Mannchen produzierte die Video-Portraits, die in Dauerschleife im Ausstellungsraum des Schlosses zu sehen sind. Alle drei gehören der Initiative seit Jahren an und sind dort für Deutsch-Lernangebote und die Vermittlung von Sprachpatenschaften, für das Internationale Frauencafé und für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig.

„Die Menschen, die in dieser Ausstellung von ihrem Leben erzählen, haben so viel in ihrem Heimatland und auf der Flucht durchgemacht. Unterstützt und begleitet von vielen Freiwilligen konnten sie hier ein neues Leben anfangen und sich integrieren. Mit Ausnahme des Kinderarztes, Dozenten und Wissenschaftlers Abubakir Sharif aus Afghanistan, dessen Bleiberecht noch immer nicht gesichert ist, obwohl sein Leben in Afghanistan nicht sicher wäre, sind alle mittlerweile in Deutschland eingebürgert“, erzählt Harald Mannchen.

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Übersichtlich, informativ, professionell: Harald Mannchen und Karin Tillmanns zeigen die Stelen mit den Lebensläufen der Geflüchteten.

Sherko Mohammed, die Familie Al Ali, Yunes Yaaqob, Melina Mohammadi, Mahdi Mohammadi die Familie Essa-Almashaai, die Familie Sheleg, Mahmoud Alzein, Shakiba Nabizathe, Mohammedreza Nabizathe, Yurii und Haiane Rudniev und Omulbanin Barati haben in Deutschland alle Hürden gemeistert, und auch Abubakir Sharif wird hoffentlich bald das Bleiberecht erhalten. Sie haben die deutsche Sprache gelernt, den Umgang mit Behörden gemeistert, Schul- und Berufsausbildungen absolviert und arbeiten seit Jahren in ihren früheren oder neu erlernten Berufen. Die Kinder gehen in Kindergärten oder zur Schule, sind wie viele geflüchtete Erwachsene Mitglieder in Sportvereinen oder bei der Freiwilligen Feuerwehr und wollen in Deutschland studieren und leben. Aus den Interviews und Texten wird deutlich, dass alle diese Männer, Frauen und Kinder hier in Reinbek leben und bleiben wollen, auch wenn die Sehnsucht nach der ursprünglichen Heimat, nach Verwandten und Freunden oft groß ist. Aber sie haben es geschafft, sich mit viel Kraft, Durchhaltevermögen und Mut in Deutschland zu integrieren.

Die Flüchtlingsinitiative Reinbek ist in ihren Hilfsangeboten sehr breit aufgestellt und sucht immer neue Mitglieder, die Flüchtlingen bei der Integration in Südstormarn helfen wollen. Ob es die Starthilfe bei der Ankunft in der ersten Unterkunft ist, die Beratung und Hilfe im Umgang mit Behörden, die Deutsch-Lernangebote und Sprachpatenschaften, das Internationale Frauencafé, der Fahrrad-Kurs für Frauen und das Reparatur-Café und die Fahrrad-Werkstatt oder die Organisation und Durchführung von Ausflügen – in allen Bereichen sind Menschen herzlich eingeladen, zu helfen.

Die Ausstellung „Angekommen! Beispiele gelungener Integration“ ist noch bis zum 18.01.2026 im Schloss Reinbek zu sehen. Es empfiehlt sich sehr, zusätzlich zu den Texten auf den Stelen und den Video-Interviews auch die Begleitbroschüre zu lesen. In dieser sind die Lebensgeschichten aller Menschen, die in der Ausstellung zu sehen sind, noch ausführlicher beschrieben. Es sind Texte, die zugleich unter die Haut gehen und Mut machen.

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Zuversicht und Entspannung strahlt das Bild „Den Moment genießen“ aus.

Nicht weit vom Schloss Reinbek entfernt befindet sich das Gutshaus Glinde, in der die Sönke-Nissen-Park Stiftung tätig ist. Gemeinsam mit dem Kunstverein Glinde e.V. ist dort die Kunstausstellung „Innere Welten“ mit den Arbeiten der Künstlergruppe KIK, Kunst in der Klinik, zu sehen. 24 Künstlerinnen und Künstler zeigen hier noch bis zum 1. Februar 2026 Bilder, die in mehreren Atelierräumen auf dem Gelände des AK Ochsenzoll entstanden sind. Die Gruppe trifft sich wöchentlich für zwei Stunden, um künstlerisch zu arbeiten, um Organisatorisches zu besprechen und zum Klönen. Alle Mitglieder haben eine psychische Erkrankung und werden von der Kunsttherapeutin Kirsten Dressler begleitet. Dabei ist die Bandbreite der Techniken ebenso so groß wie die der Themen. Zeichnungen und Öl- und Acrylmalerei sind zu sehen, zudem auch Druckgrafiken und experimentelle Arbeiten mit Sand, Gips und Stoff. Die Ausstellung „Innenleben“ präsentiert damit ein buntes Potpourri des eigenen Seelenlebens der Künstlergruppe. Träume, Sehnsüchte und Emotionen werden sichtbar, auch Unsichtbares, wenn man sich auf die Bilder einlässt. Titel wie „Den Moment genießen“, „Sonnenschein“, „Wolkenträume“, „Joe – beyond the Myth of Control“, „Abstrakte Resonanz“ und „Versteckt“ machen die Bandbreite und Vielseitigkeit deutlich, mit denen sich die Künstlergruppe ausdrücken möchte. Dabei ist es für alle Teilnehmenden von großer Bedeutung, dass das Malen und künstlerische Arbeiten befreit und Sorgen und Nöte für eine Weile vergessen werden können. Innere Zerrissenheit spiegelt sich zuweilen in der Harmonie des Dargestellten wider und zugleich wird in der Ausstellung thematisiert, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen auch heute noch oftmals mit Vorurteilen, Unverständnis und Ablehnung begegnet wird, obwohl ein zunehmend großer Teil der Gesellschaft von Depressionen, Ängsten und Traumatisierungen betroffen ist.

Die Künstlergruppe, die schon über 120 Ausstellungen gemacht hat, möchte mit dem Auftreten in der Öffentlichkeit einen Beitrag gegen die Stigmatisierung psychisch kranker Künstlerinnen und Künstler leisten und für ein neues Toleranzverständnis werben. Die Bilder der KIK-Gruppe sind käuflich zu erwerben, wobei 20 Prozent aus dem Verkauf in die Gruppenkasse gehen, um neue Farben und anderes Material zu kaufen. Die Bilder können zudem ausgeliehen werden.

Nähere Informationen, auch zu den Öffnungszeiten der Ausstellungen „Angekommen“ und „Innenleben“, finden sich auf den Websites schloss-reinbek.de und gutshaus-glinde.de.

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