Alle Beiträge

Foto 1
Irene Rosenthal vor ihrem Bild „Die Lausitz“.

Die Kunst.Kultur.Orte 2025 – ein Wochenende voller Kunsterlebnisse

Bilder, Fotografien, Skulpturen, Objekte und Installationen ansehen, an Führungen teilnehmen, selbst aktiv werden und Kunst machen und intensiver eintauchen in die Welt der Künstler*innen und ihre Arbeitsprozesse: Das zweite Septemberwochenende bot im Rahmen der Kunst.Kultur.Orte 2025 in Stormarn ein vielfältiges und spannendes Angebot in den Ateliers und Werkstätten an 39 Standorten mit rund 50 ausstellenden Kunstschaffenden.

Cordula Eickmann

„Es ist das Thema Wasser, das ich mitgebracht habe. Seine Ressourcen, seine Nutzung und seine Gewinnung. Und natürlich die Frage ans Publikum, wie ich Wasser so nutzen und verwerten kann, dass es zu keinem Mangel kommt“, sagt Irene Rosenthal. Die in Brandenburg lebende Künstlerin ist zu Gast im alfaPark in Reinbek und hat ihr Bild „“Die Lausitz“ mitgebracht und thematisiert darin die seit Jahrzehnten andauernden Veränderungen der Landschaft durch den intensiven Kohleabbau, der sich auch auf die Wasserwirtschaft auswirkt. Irene Rosenthal ist täglich mit Fahrrad und Skizzenbuch mit ihrem „Atelier en route“ unterwegs in der Natur und hält deren Schönheit, aber auch die Veränderungen in unserer Umwelt fest. „In den Alpen, in denen ich viel wandere, sieht man die Folgen des Klimawandels ganz genau“, gibt sie zu Bedenken. Sie hat für die Besucher und Besucherinnen jede Menge Informationsmaterial zu der Trinkwasserversorgung in den Kulturlandschaften Europas ausgelegt und gibt ihre Kenntnisse zu dieser immer realistischer werdenden Problematik in Gesprächen mit Interessierten wieder.

Foto 2
Hineinspringen ins das „Yves Klein Blau“ im Atelier von Berenike Binder.

Geht man eine Tür weiter, öffnet sich das Atelier Binderina in seiner Buntheit und seinem Licht. Berenike Binder sitzt am großen Arbeitstisch und gibt Jung und Alt Tipps beim Modellieren von kleinen Fimo-Figuren oder beim Herstellen von Armbändern und Handspinnerei. Die Künstlerin und Kunstpädagogin, die regelmäßig Workshops anbietet und auch in Schulen tätig ist, zeigt ihre teils großformatigen und peppigen Acrylbilder. „Ich liebe das Azurblau von Yves Klein. Nichts hat eine solche Tiefe wie diese Farbe“, erklärt sie. Von den Wänden knallt das IKB, das International Klein Blue, in mehreren Swimmingpool-Bildern, in die man gleich hineinspringen möchte, ins Auge. Im Atelier verteilt gibt es Themenecken und Bereiche, die von aktuellen Projekten zeugen und jeder Menge interessanter Inhalte. „Wir arbeiten schon wieder an dem nächsten Fashion Think Tank und sammeln auf einem großen Moodboard unsere Ideen“, berichtet die vor Kreativität sprühende Malerin, die im vorigen Jahr den Kulturfond des Stabsbereiches Kultur des Kreises Stormarn erhalten hat.

Foto 4
Den eigenen kleinen Druck fertigen mit Karsten Knüppel.

Ein Atelier weiter arbeitet Inken Kramp. Wer die Malerin kennt, folgt den zahlreichen Tierbildern im Flur – schnatternde Gänse weisen den Weg und machen sofort gute Laune. „Ich liebe Tiere und kann mir ein Leben ohne sie kaum vorstellen“, erzählt sie liebevoll. Überall hängen Portraits von Hunden, Katzen und Gänsen. „Ich mache auch Auftragsarbeiten, wenn geliebte Haustiere versterben und ihre Besitzer ein Andenken haben wollen und arbeite dann nach Fotos. Ebenso kann man aber auch mit lebenden Tieren in mein Atelier kommen“, ergänzt sie. Doch nicht nur detailgenaue Tierbilder prägen das Atelier der Stormarner Künstlerin, auch Frauen blicken von überall auf die Besucher*innen. In Pastellfarben gemalt oder mit Schwämmchen aufgetragen und mit einem Radiergummi bearbeitet, zeigen die Frauengesichter Konturen, Schatten und Licht. Einige wirken wie aus einer anderen Zeit, andere bilden moderne und selbstbewusste Frauen in Echtgröße ab, die auch den Humor von Inken Kramp wunderbar zum Ausdruck bringen.

Inmitten des großräumigen Ateliers von Inken Kramp arbeitet Karsten Knüppel an einem großen Tisch mit Erwachsenen, die die Kunst.Kultur.Orte hier im alfaPark erleben. Unter dem Motto „Kunst to go – Minikunstwerke zum Selbstdrucken“ weist der Grafiker und Holzdrucker Interessierte in die alten Drucktechniken ein. Auf Milchkarton entstehen an der Nudelmaschine kleine Kunstwerke, wie sie heute kaum noch hergestellt werden. „Ich versuche grafisch zu arbeiten mit Drucktechniken, die im digitalen Zeitalter, in dem alles glatt, fein und perfekt ist, nicht mehr verwendet werden. In meinen Arbeiten darf es Fehler geben oder die Struktur des Holzes darf erkennbar sein. Drucken ist heute nur noch eine Kunstform“, gibt Karsten Knüppel, der ebenfalls wie Irene Rosenthal zu Gast im Reinfelder alfaPark ist, zu Bedenken. Er hat eine Sammlung seiner Drucke mitgebracht, die ebenso an das Bauhaus erinnern als auch an Politplakate aus der Weimarer Republik und erklärt die einzelnen Arbeitsschritte der ältesten Drucktechnik überhaupt. Die Gäste, die an diesem Wochenende an seinem Wissen und Können teilhaben können, gehen glücklich mit einem eigenen Druck nach Hause.

Foto 5
Yoojin Chang mit ihren bunten und symbolträchtigen Feng Shui-Bildern.

Glück und Wohlstand mit Feng Shui sind im künstlerischen Werk der aus Südkorea stammenden Yoojin Chang aktuell zentrale Themen. In einer Ausstellung in der Trittauer Wassermühle mit dem Titel „THE ANOTHER LEVEL“ werden Bilder der in Hamburg lebenden Künstlerin gezeigt, die in ihrer Mixtur aus barocken Elementen und christlichen Inhalten kulissenhaft wirken und sofort beeindrucken. „Ich habe zu Beginn meiner Bilder immer eine Story, ein Konzept im Kopf. Und es gibt in meinen Bildern keinen Stil“, erzählt Yoojin Chang im Künstlerinnengespräch einer interessierten Besucherrunde. Inspiriert von einem IKEA-Katalog hat sie glückliche Mittelschichtsfamilien auf die Leinwände gebracht, mit Engeln, Putten, Tieren und großen strahlenden Sonnenblumen umgeben, die in der alten chinesischen Philosophie des Feng Shui für materiellen Wohlstand stehen. „Wir alle stehen vor einer Apokalypse, aber alle wollen immer erfolgreicher und wohlhabender werden“, sagt die junge Künstlerin, deren Werke viel gedankliche Tiefe haben.

Im Kontrast zu den farbenprächtigen Bildern der Künstlerin, von denen jedes einzelne aufgrund seiner versteckten Botschaften eine genaue Betrachtung Wert ist, stehen zwei Videos, die in Dauerschleife laufen. In den Filmen zeigt die Hybridfigur Jondal, eine Mischung aus dem Zauberer Gandalf aus „Der Herr der Ringe“ und dem Apple-Gründer Steve Jobbs, wie man in Hamburg durch den Aufenthalt an verschiedenen Orten oder im eigenen Haus und Garten mit Feng Shui glücklich und reich werden kann. „Feng Shui ist eine alte Weisheit, die in unserer kapitalistischen Welt, in der Selbstoptimierung und sozialer Aufstieg so wichtig sind, kommerzialisiert wird, um Wohlstand und Erfolg zu erreichen. Allein in Hamburg gibt es über 20 Feng Shui Berater*innen“, so Yoojin Chang. Besonders in unsicheren Zeiten mit vielen globalen Krisen würden die Menschen Zuflucht im Magischen und Rituellen suchen und hoffen auf Verbesserung durch „den richtigen“ Konsum.

Die Ausstellung von Yoojin Chang, im Rahmen des Jahresthemas 2025 „Zukunft -/+ Utopie“ der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn ermöglicht, läuft noch bis zum 28. September 2025 jeweils samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr. Um in die Tiefe der Werke von Yoojin Chang einsteigen zu können, empfiehlt sich der Kauf des Ausstellungskataloges.

Feedback & Soziale Netzwerke

Das Community Magazin lebt von eurer Beteiligung. Wir freuen uns über jedes Feedback. Teilt unsere Inhalte mit euren Freunden!

 

Zum Feedback-Formular

Auf Facebook teilen