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Alles ist irgendwie verknotet: Eine tolle Tanzszene der jungen Schauspielerinnen und Schauspieler.

Shakespearsche Liebeswirren mit dem Jungen Theater Marstall

Im Ahrensburger Marstall wird Theater für Kinder und Jugendliche großgeschrieben. Unter der Leitung von Caroline Dibbern und Angela Schöttler können junge Mimen in vier Gruppen das Theater spielen erlernen und in den Aufführungen Scheinwerferlicht und Rampenfieber genießen. Die aktuelle Darbietung „Was ihr wollt“ frei nach William Shakespeare bot dem Publikum ein vergnügliches Verwirrspiel in Sachen Liebe, das mit viel Applaus gefeiert wurde.

Cordula Eickmann

Als die junge Viola nach einem Schiffsunglück auf der Insel Illuryien strandet, gibt sie sich als Mann aus, um vor Übergriffen geschützt zu sein und tritt unter dem Namen Cesario als Kammerdiener in den Dienst des Herzogs Orsino. Von Liebessehnsucht geplagt und dabei doch recht oberflächlich und konservativ in seinen Vorstellungen von Liebe und Ehe merkt Orsino, dass er in Cesario alias Viola einen klugen und herzensguten Vertrauten findet und sich auf merkwürdige Art zu ihm hingezogen fühlt. Orsinos Aufwartung an Gräfin Olivia hingegen wird von dieser abgelehnt – sie verliebt sich vielmehr auf den ersten Blick in Cesario, der zwischen den Häusern Botschaften übermittelt und schon früh weiß, dass sein/ihr Viola-Herz für den Herzog schlägt. Und dann sind da noch der meistens betrunkene Sir Toby und die kratzbürstige Kammerzofe Malvolia, die sich necken und irgendwann lieben und noch einige andere pochende Herzen mehr in dem illustren Illyrien. Am Ende wird das große Liebes-Wirrwarr, ganz nach Shakespearscher Manier mit zahlreichen Verwechslungen, einem fast durchgeführten Duell, viel Aufregung und typisch britischem Humor mit dem Erscheinen von Violas vermisstem Zwillingsbruder Sebastian aufgelöst. Viola kann ihren aufgeklebten Bart endlich abnehmen und sich als Frau outen und last not least gibt es für alle ein erquickliches Happy End.

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Dramatik auf der Bühne: Das Duell zwischen Sebastian und Sir Toby droht, als Orsino das Haarband von Viola alias Cesario löst.

Mit peppiger Musik, schönen Hintergrundbildern, tollen Tanzeinlagen und viel Dynamik überzeugten die jungen Darsteller und Darstellerinnen in der aktuellen Theaterproduktion „Was ihr wollt“ unter der Regie von Caroline Dibbern und Lea Balkenhol. Mal in der Sprachart des großen englischen Dichters Shakespeare und mal in moderner Alltagssprache boten die Schauspieler*innen dem begeisterten Publikum wortgewandte Dialoge, oft von Herzenssehnsucht gefüllt, schnell wieder keck, witzig und schlagfertig. Im Freeze stehenbleibende Tanzszenen beeindruckten ebenso wie das Tempo der jungen Frauen und Männer, die das Liebeswirrwarr durch das Hin- und Hergerase auf der Bühne und im Theatersaal noch verstärkten und dabei gleich alle Requisiten auf der Bühne eigenhändig umbauten. Und wem das ganze Spektakel doch noch zu unübersichtlich war, bekam Hilfe mit einer Figurenkonstellation, die im Laufe des Stücks immer weiter mit Fotos und Amors Liebespfeilen auf einer Stelltafel ergänzt wurde. Bei Shakespeares Komödien und dem vielen Drauf und Drüber immer ein guter Rat!

„Es macht mir Spaß, eine andere Rolle und einen anderen Charakter einzunehmen und auf ein Ziel hinzuarbeiten, nämlich auf der Bühne vorzutragen“, sagt der 18-jährige Joshua Gerhardt, der schon seit zehn Jahren Theater spielt und im Kleinen Theater in Bargteheide angefangen hat. Für Lea Balkenhol, die seit Jahren gemeinsam mit Caroline Dibbern in der Regie sitzt und auch als Co-Autorin mitwirkt, ist das Theater spielen „ein Ort absoluter Freiheit“. Und Emilie Angelbeck, die in der Schule mit der Bühne erste Erfahrungen gemacht hat, hilft es, mehr Selbstbewusstsein zu bekommen. In ihren Rollen wachsen sie alle über sich hinaus.

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Modedesignerin Florentine Dibbern-Gerhardt, verantwortlich für Kostüme und Bühnenbild, neben ihrer Schwester Caroline Dibbern und Angela Schöttler vor dem Eingang der Reithalle des Marstall Ahrensburg.

 „In der Arbeit mit den jungen Schauspielerinnen und Schauspielern ist es für mich so berührend, wie sie ihr ganzes Herz und ihre ganze Liebe mit dem Publikum teilen. Theater bedeutet für mich ganz viel Lebensfreude in einer Welt, die zunehmend schwieriger wird und die man dann kurzfristig verlassen kann“, erzählt die Schauspielerin und Regisseurin Caroline Dibbern und fügt hinzu: „Die jungen Menschen nehmen hier ganz viel mit für ihr eigenes Leben. Sie können authentisch sein und sich ausdrücken“. Auch Angela Schöttler ist begeistert, wie sehr das Theater Kinder und Jugendliche prägen kann. „Zu erleben, wie die Kinder in den erfundenen Figuren Gestalt annehmen, wie sie ihnen Leben einhauchen, die Bilder in Bewegung kommen, die Geschichte Fahrt aufnimmt, ist Glück pur“, weiß die Kunsterzieherin, Autorin und Regisseurin aus langjähriger Erfahrung. Während ihre Kollegin Caroline Dibbern einmal im Jahr in der Sommerzeit Aufführungen mit etwas älteren jungen Menschen inszeniert und dabei gerne immer wieder Shakespeare-Stücke wie „Ein Sommernachtstraum“ umschreibt, aber auch moderne Klassiker wie Kästners „Das fliegende Klassenzimmer“ oder Ödön von Horváths „Jugend ohne Gott“ im Programm hat, probt Angela Schöttler mit jüngeren Kindern ab zehn Jahren für das jährliche Weihnachtsmärchen. „In diesem Jahr zeigen wir Tilll Eulenspiegel mit drei ‚l‘, denn es wird drei Tills auf der Bühne geben – einen, der dem Möllner Eulenspiegel ähnelt, einer ist ein bisschen wie Michel aus Lönneberga und der dritte wird hinaus in die Welt gehen“, verrät die Theatermacherin. Und Caroline Dibbern und ihre Schauspieleleven begeben sich für das nächste Jahr in ein spannendes Genre: Dann wird mit dem Krimi „Eine Leiche im Nachtzug“ schwarzer englischer Humor geboten.

WIllst du mitmachen?

Wer Lust hat, beim Jungen Theater Marstall mitzuspielen, findet alle Informationen und das laufende Programm auf der Homepage des Kulturhauses unter www.marstall-ahrensburg.de.

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