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Die Schülerinnen der Friedrich-Junge-Schule haben drei Tage lang zusammen mit dem Netzwerk tanz.nord trainiert.

So funktioniert die Selbstfindung durch Tanz

Ein Workshop des Künstlernetzwerks tanz.nord verhilft Stormarner Schülerinnen zu mehr Selbstbewusstsein.

Melissa Jahn

Die Friedrich-Junge-Schule in Großhansdorf gehört zu einer von fünf ausgesuchten Modellschulen im Kreis Stormarn, die an dem Pilotprojekt des Künstlernetzwerks tanz.nord teilnehmen. Ihr Ziel ist es, die freie Tanzszene im Norden zu stärken und neue Spielorte zu erschließen. Finanziert wird das Programm unter anderem mit Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, kofinanziert vom Land Schleswig-Holstein, der Freien und Hansestadt Hamburg, den Stiftungen der Sparkasse Holstein und der Arbeitsgemeinschaft „Stormarn kulturell stärken“.

Es geht um mehr als Körperbeherrschung

Der Beat eines Billie-Eilish-Songs schallt durch die Turnhalle der Friedrich-Junge-Schule. Eine Gruppe junger Frauen aus den Jahrgängen neun und zehn beginnt, sich im Takt der Musik zu bewegen. „Rhythmik und Tanz“ heißt der Kurs, der von Lehrerin Christina Wunsch geleitet wird. Doch was sie lernen ist viel mehr als reine Körperbeherrschung. „Mir hat bereits die Anfangsphase gut gefallen, in der wir uns aufgewärmt haben, statt nur an den Tischen zu sitzen“, sagt Romy (15). „Dadurch habe ich angefangen, mich im Körper wohlzufühlen, zu spüren, wer ich bin.“ Bei Laura (16) sind besonders die Videos in bleibender Erinnerung geblieben. Kurze Tanzfilme, die mit den üblichen Klischees von Männern und Frauen aufräumen und zum Umdenken anregen. „In den Filmen haben wir gesehen, dass auch Männer weiblich sein und Kleider tragen können“, so Laura. „Die Geschlechterrollen sind in unserer Gesellschaft gerade ein großes Thema.“

Für Franca-Rosa von Sobbe, die als Tanzmittlerin die drei Workshoptage begleitet, sind es vor allem diese Zwischentöne, auf die es beim Tanz ankomme. Dennoch sei es schwierig, die Menschen für Tanz zu sensibilisieren, das Interesse bei jungem Publikum zu wecken. Sie sagt: „Wir sind es gewohnt, jeden Tag Sprache zu benutzen, um uns auszudrücken. Menschen mit Tanz zu erreichen, ist viel komplizierter, weshalb wir meist in einer Art Blase agieren und vor homogenem Publikum auftreten.“

Schulen sollen vom Projekt profitieren

Um das zu ändern, haben sich die Künstler des Netzwerks tanz.nord zusammengeschlossen. Die Pilotphase startete bereits im November 2020. Bis 2025 will das Team sein Wissen an verschiedenen Schulen weitergeben, unter anderem in Großhansdorf, Ahrensburg, Reinfeld und Bad Oldesloe. Eine tolle Chance, findet auch Lehrerin Christina Wunsch: „Als Unterrichtselement habe ich Tanz an der Universität studiert, doch das ist lange her. Der Workshop bietet uns die Möglichkeit, neue Impulse an die Schule zu holen und den Schülern einen Mehrwert zu bieten.“ Gerade Sport sei ein Fach, das die Schüler auch später begleite. Was sie hier lernten, lernten sie fürs Leben.

Aus diesem Grund hatten sich die Kursleiter entschlossen, den Kurs nur für Mädchen zu öffnen. Sie sollten einen geschützten Rahmen bekommen, einen Raum, in dem sie sich losgelöst von Genderklischees stärken können. „Wir haben uns in diesem Kurs mit dem Matriarchat auseinandergesetzt“, so von Sobbe. „Frauen haben eine andere Bewegungsqualität. Wenn wir das verstehen, können wir mit eigenen Vorurteilen aufräumen. Erst dann verstehen wir, dass wir alles machen dürfen, was sich für uns gut anfühlt.“ Nach Meinung von Christina Wunsch sollte Tanz ein fester Bestandteil des Schulunterrichts werden. Es sei schön, zu sehen, wie die Jugendlichen mit mehr Selbstbewusstsein aus dem Kurs gehen: „Sie sind ein ganzes Stück gewachsen und haben die Halle aufrechter verlassen. Dafür hat es sich definitiv gelohnt.“

Workshop-Einblicke

Weitere Informationen findet ihr unter https://tanznord.de/

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