Isabell Ratzinger
Teilnahme: 2025
Während des Aufenthalts in Lauenburg wird eine begehbare, ortsspezifische Installation entwickelt, die sich um das fragmentarische, nicht greifbare Wesen von Kafkas „Odradek“ (aus „Die Sorge des Hausvaters“, 1920) entfaltet und ihren Ausgangspunkt in der Bronzefigur „Lauenburger Rufer“ (1959) von Karl-Heinz Goedtke nimmt. Odradek wird zunächst als ein kleines, unscheinbares Objekt beschrieben, das aus einem langen, kreuz und quer gewundenen Faden besteht, wogegen im weiteren Textverlauf menschliche, nämlich jungenhafte Züge festgestellt werden. Die eindringliche Gestik und Mimik des Lauenburger Rufers am Elbufer bieten viel Raum für Spekulation, denn sein Ruf bleibt stumm. Gleicht der Schrei des Rufers einem Unterwasser-Schrei? Welches Geräusch ertönt mit Odradek, ist er ein Knall, ist er ein Säuseln? Wellen sich die Seiten der Bücher im Regal, wenn Odradek die Treppe herunter stürmt?
