Streben nach Höherem

Beschreibung

Im unteren Bereich öffnen sie sich ähnlich wie nach oben zur hochgestelzten Verankerung im Fundamentbereich. Die formbildenden Metallsegmente sind aus den starkwandigen Rohren herausgeschweißt. Teilweise wird die Massivität des etwa drei Zentimeter dicken Metalls durch Schrägschnitte optisch noch drastisch herausgestellt. So bleiben Ausgangsform und Material gut nachvollziehbar. Nur selten gab der Schöpfer dieses Kunstwerksseinen Arbeiten Titel wie hier: "Streben nach Höherem". Das geschah sicher auch in didaktischer Absicht, da er sein rund fünf Meter hohes Werk 1968 für einen Schulhof entwickelt hatte - denn wer von den jungen Menschen dort würde für sein Leben nicht gleiches versuchen? Insofern stellt die Arbeit eine schöne Parabel im Schulalltag dar. Zugleich ist sie aber auch ein besonders gelungenes Beispiel für den Zusammenklang von Kunst und Architektur jener Zeit. Denn als die zugehörige Bargteheider Realschule 1970 vollständig fertig gestellt war, galt sie als "eine der modernsten ihrer Art in Schleswig-Holstein". Historische Fotos dokumentieren jenes Zusammenspiel der Formen noch gut - heute beeinträchtigen einige in diesem Bereich allzu hoch gewachsene Büsche und Bäume jene Wirkung. Auch ein ursprünglich zugehöriges Wasserbecken ist heute leider als  ein Pflanzkasten umgedeutet.

Heinz Neumann

wurde 1922 in Berlin geboren. Vor dem Zweiten Weltkrieg absolvierte er dort eine Bau- und Kunstschlosserlehre. 1948 begann er ein Studium an der Berliner Meisterschule für Kunsthandwerker bei Fritz Kühn, 1950 wechselte er an die Kunsthochschule in Stuttgart-Weissenhof, um bei Willy Baumeister zu studieren.  Seit 1968 lebte Neumann als Kunstschmied und Künstler im Kreis Stormarn, wo er in Reinfeld arbeitete und in Feldhorst wohnte. An der Werkkunstschule Lübeck war er Dozent. Für seine bildhauerischen Arbeiten nutzte er industrielle Verfahren wie Schneidbrennen, Schweißen und Kaltverformung. Dabei arbeitete er sowohl mit rostig aussehendem Cortenstahl wie mit glänzendem Edelstahl. Von ihm stammt als weitere Arbeit in Bargteheide eine Stahlplastik auf dem Gelände vor der Dietrich-Bonhoeffer-Schule, wieauch die Kirchturmspitze von St. Nicolai in Hamburg, ein Wandrelief im Volkswagenwerk Wolfsburg, die Tore im Travemünder Casino, die Innengestaltung der Raststätte Buddikate, eine große abgebaute Edelstahlplastik in Lübeck sowie die Gedenktafel für Matthias Claudius in Reinfeld. Heinz Neumann starb 2000 in Feldhorst.

Cortenstahl, 1968. Dietrich-Bonhoeffer-Schule, Am Schulzentrum 11, Bargteheide

Quelle: www.kreisarchiv-stormarn.de. Hannelies Ettrich, Open Space Bargteheide, Kunst im öffentlichen Raum, Hrsg. Stadt Bargteheide, Stadtarchiv 2017, S. 35-37. Bargteheider Markt Nr. 5, Mai 1970, zitiert nach Ettrich (a.a.O.). www.abendblatt.de/archiv/2000/article204286981/Heinz-Neumann-ist-tot (30.12.2018)

(c) Text Jens Rönnau