Artes Liberales

Beschreibung

Drei menschliche Büsten auf zwei Metallgestellen und dem Bronzetisch, die 2003 zur Einweihung dieses Gesamtkunstwerkes mit aufgestellt wurden, mussten wegen Vandalismus in das Gebäude verbracht werden. Es ist eine Installation des Barnitzer Bildhauers und Kulturvermittlers Thomas Helbing, die nach einer Fachjurierung aus Mitteln für Kunst im öffentlichen Raum finanziert werden konnte, die durch öffentliche Bauten in Bargteheide zur Verfügung standen. Mit weitem Horizont hatte es Helbing sich zum Ziel gesetzt, den "Artes Liberales" - den Freien Künsten - ein umfassendes Denkmal zu setzen. Dabei bezog er auch Schülerinnen und Schüler sowie Besucher von Volkshochschulkursen ein - eine ideale Konstellation für die Integration von Kunst im Stadtraum. Sieben Freie Künste waren seit der Antike bekannt und müssen heute etwas im allgemeinen Verständnis hervorgeholt werden, da zu den Künsten seinerzeit nicht die bildenden Künste wie Malerei und Bildhauerei gerechnet wurden, sondern vielmehr die Künste der Grammatik, Rhetorik und Dialektik sowie der Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie. Jeder einzelnen widmete Helbing eine massive Stahlplatte von menschlicher Höhe, die einzeln im Boden verankert sind und eine Art Spalier bilden. Der jeweilige Begriff ist mit Laserstrahl in das Metall gebrannt, sodass die Schrift durchsichtig ist. Zur formalen und inhaltlichen Untermauerung der einzelnen Künste hat Helbing vier Figuren zwischen den Stahlplatten geplant: Für die Rhetorik steht eine Bronzene Figur des Demosthenes, der als großer Redner der Antike gilt. Vermittelnd zwischen den Platten zur Dialektik und Astronomie findet sich das spiegelnde Bronzetischchen, aus dem man nach unten blickend oben den Himmel sehen kann. Ein Januskopf aus Eichenholz mit Doppelgesicht blickt sowohl zur Astronomie wie zur Dialektik und steht damit für die Verbindungen zwischen Geistes- und Naturwissenschaft. Zwischen dem Bereich von Arithmetik und Geometrie findet sich eine teils im Boden liegende Granitfigur des Prometheus, der in der griechischen Mythologie als der Vorausdenkende galt - und hier für das kluge Berechnen späterer Projekte steht. Er ist allerdings in seiner berühmten Position des Gefesselten dargestellt - was als Verweis auf menschliches Versagen gedeutet werden kann. Das Fehlen einiger der interpretierenden Objekte könnte nahelegen, sie komplett zu entfernen und nur die Stahltafeln stehen zu lassen oder sie, wie beim Prometheus, alle aus einem dauerhafterem Material herzustellen - es wäre auch gestalterisch überzeugender.

Thomas Helbing

wurde 1959 in Lübeck geboren und absolvierte zunächst 1978 bis1981 eine handwerkliche Ausbildung zum Steinmetz und Steinbildhauer. 1981 bis 1987 folgte an der Hamburger Universität ein Studium der Kunstgeschichte, dass er mit einer Magisterarbeit über den Bildhauer Auguste Rodin abschloss. Schließlich studierte Helbing 1988 bis 1994 Bildhauerei an der Akademie der Künste in München, zuletzt als Meisterschüler bei Hans Ladner. Er lebt in Barnitz, wo er seit 2007 eine Bildhauerschule betreibt. Arbeiten von Helbing finden sich unter anderem in Flensburg mit der Stahlfigur "Schwimmer", in Steinbek mit einer Kirchenkanzel, in Lübeck mit seinem "Kaspar Hauser"-Denkmal an der Gesamtschule Bunte Kuh sowie mit "Hermes Merkur" an der IHK Lübeck. Als pädagogischer Kulturvermittler ist er auch für das Land Schleswig-Holstein an Schulen tätig. 2018 wurde Thomas Helbing für seine Mitorganisation des KunstHandFest Barnitz mit dem Kulturpreis Stormarn ausgezeichnet.

Cortenstahl, Bronze, Granit, Eichenholz, 2003. Ganztagszentrum, Am Markt 2, Bargteheide

Quelle: Quellen: Stadtarchiv Bargteheide. Hannelies Ettrich, Open Space Bargteheide, Kunst im öffentlichen Raum, Hrsg. Stadt Bargteheide, Stadtarchiv 2017, S. 83-86. http://www.thhelbing.de/vita.html (30.12.2018). https://de.wikipedia.org/wiki/Sieben_Freie_K%C3%BCnste (30.12.2018). http://kunsthandfestbarnitz.de/das-kuenstlerdorf/thomas-helbing/ (30.12.2018).

(c) Text Jens Rönnau