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Vogelfluglinie

Harry Egler: Bargteheide

Es wirkt auf den ersten Blick wie eine massive Eisenplastik: das dunkle Objekt auf dem Hof der Straßenmeisterei von Bargteheide an der Lübecker Straße. Doch steht es auf einem relativ dünnen Stahlrohr - und betrachtet man die Rückseite, hängt das Werk an einer sparsamen Befestigung, weil es eher leichter ist

Beschreibung

Tatsächlich handelt es sich um oben teils leicht bemoostes Holz, vermutlich hartes Tropenholz, denn es trotzt nun schon seit über 40 Jahren Wind und Wetter an diesem Ort. Das mehrere Meter breite Objekt stellt einen fliegenden Kranich dar, der wie im Sturzflug leicht nach unten geneigt ist. Das stark stilisierte Tier ist durch kubische Versatzstücke gekennzeichnet, die in sich teils durch Löcher und Kerben feiner gestaltet sind. Der Bildhauer Harry Egler schuf das Werk 1977 als Kunst am Bau für die 1973 entstandene neue Betriebszentrale des Straßenmeistereibezirks III in Bargteheide. Damals war es noch vor einer hellen Ziegelwand des Verwaltungstraktes aufgestellt, was dem Kunstwerk einen gut abgrenzenden optischen Hintergrund bot. Heute steht es dafür etwas verloren inmitten des großen Betriebs- und Parkplatzes zur Straße hin.  "Vogelfluglinie" nannte Egler seine Holzplastik und bezog sich damit auf die Süd-Nordachse nach Skandinavien, die auch in Bargteheide einen Schnittpunkt hat und letztlich für den Weg über Fehmarn nach Dänemark steht. Den Kranich setzte Egler dabei symbolisch ein, denn das Tier gilt seit alters her als Sonnenvogel, aber auch in vielen Kulturen als Zeichen für Wachsamkeit und Klugheit sowie für ein langes Leben. Besonders die letzten drei Begriffe haben auch hohe Bedeutung für das menschliche Verhalten im Verkehr - zu Lande, zu Wasser wie in der Luft.

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Harry Egler

Harry oder Harald Egler wurde 1922 geboren. Er studierte in Krakau, wo er unter anderem die Technik der Intarsienkunst mit verschiedenen Holzarten erlernte. Auch die Techniken des Lederschnitts, der Pergamentplastik sowie der Stein- und Holzbildhauerei und des Metallgusses beherrschte er. Es finden sich im Kreis Stormarn zahlreiche Werke von Egler, darunter seit 1955 Kriegsdenkmäler. Bevorzugt widmete sich der Künstler indes der Tierdarstellung, etwa den Bronzenen Reihern in Tralau, einem Karpfen in Reinfeld, einem Wetterhahn für die Kirche von Rethwisch oder steinerne Robben vor der Schule am Kurpark in Bad Oldesloe. An der Werkkunstschule Flensburg war er als Dozent für Holzbildhauerei tätig. Bis zu seinem Tod 1979 lebte Harry Egler in Bad Oldesloe.

 

Lübecker Str. 90,
22941 Bargteheide

Standort

Lübecker Str. 90,
22941 Bargteheide

Radrundtour

Das Kunstwerk liegt an oder in der Nähe der Rardrundroute 7: https://tourismus-stormarn.de/de/radrundtouren/zu-wasserkunst-und-wassernutzen-34

Holz (vermutlich Tropenholz), 1977. Straßenmeisterei, Lübecker Str. 90, Bargteheide

Quelle: www.kreisarchiv-stormarn.de. Hannelies Ettrich, Open Space Bargteheide, Kunst im öffentlichen Raum, Hrsg. Stadt Bargteheide, Stadtarchiv 2017, S. 73-74. https://ka.stadtwiki.net/Ludwig_Egler. https://de.wikipedia.org/wiki/Kranich.

(c) Text Jens Rönnau