U-Bahn-Station

Beschreibung

Sie hat die typischen blauen Schilder mit dem "U" und dem Namen der Haltestelle, einen Fahrplan des Hamburger Verkehrsverbundes nebst Liniennetzplan sowie eine Sitzbank mit Aschenbecher und Papierkorb. Doch irgendwie ist alles etwas kleiner und eine handgemachte Bleikante am Eingang des Betonbauwerks irritiert. Wer sich die Stufen hinab traut, gelangt in einen durch Glasbausteine beleuchteten Turm und kann eine Inschrift lesen: "DU BIST NICHT ALLEIN".

Das halb ernsthaft, halb ironisch-spielerisch gemeinte Objekt ist ein Werk des Bremer Künstlers Uwe Schloen. Seit 2007 arbeitet er an einer europaweiten Serie künstlerisch gestalteter Bushaltestellen in Luxemburg, Deutschland, Polen, Litauen, Lettland und Estland. Darin geht es um die Idee des Reisens und des Austauschs.

Als Uwe Schloen 2013 in Ammersbek an einem Bildhauersymposium zum Thema "Sehnsucht" teilnahm, schuf er eine hölzerne Tankstelle. Parallel entwickelte er mit Axel Richter, dem Bildhauer und Leiter des Kunsthauses am Schüberg, jene U-Bahnstation als Variante zu den Bushaltestellen. Den Haltestellen von Schloen lag seine Erkenntnis zugrunde, dass es viele Orte gibt, die sich verstärkt der Kunst und der Kultur widmen, aber untereinander kaum bekannt sind. "Wie kann man etwas Verbindendes schaffen", fragte sich der Künstler daher - und begreift seine meist mit Blei beschlagenen hölzernen Wartehäuschen an diesen Orten sowohl als Idee der Verbindung von Kulturen wie auch einer europäischen Verbindung zwischen Ost und West. Dabei spielt das immer mehr oder weniger stark vertretene Material Blei sowohl eine gestalterische Rolle wie auch eine symbolische - etwa "die Bleischwere des Wartens oder des Abschottens", so Uwe Schloen. Bis 2016 sind in Europa 15 Kunst-Haltestellen in sechs Ländern entstanden.

Uwe Schloen

Der 1958 bei Bremen geborene Bildhauer, Maler und Grafiker besuchte 1981 bis 1983 die Fachoberschule für Gestaltung in der Weserstadt, 1984 bis 1987 in Hamburg die private Malschule Winterstraße sowie die Hochschule für Bildende Künste bei Kai Sudeck. Er ist vor allem für seine Installationen und Objekte mit recyceltem Blei bekannt.

Holz, Beton, Blei, Glas, Stahl, 2014. Haus am Schüberg, Wulfsdorfer Weg 33, Ammersbek.

Quelle: www.uwe-schloen.de www.haus-am-schueberg.de/bildungszentrum/kunsthaus/. Jens Rönnau, "Kunst am Wegesrand", Kieler Nachrichten v. 20.2.2015, Folge 190.

(c) Text: Jens Rönnau