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Abendlied

Jörg Plickat: Reinfeld

"Der Mond ist aufgegangen", eines der wohl meistgesungenen Lieder Deutschlands, könnte dort am Uferweg des Herrenteich in der Gemeinde Reinfeld entstanden sein - auch wenn die Forschung da andere Erkenntnisse hat, wonach das "Abendlied" von Matthias Claudius (1740 - 1815) wohl um 1778 in Wandsbek entstand.

Beschreibung

Dennoch ist der Ort, den sich der Bildhauer Jörg Plickat 1990 anlässlich des 250. Dichtergeburtstages für sein Denkmal ausgesucht hat, mehr als passend - nicht nur, weil Claudius in Reinfeld geboren ist, sondern weil sich an diesem kleinen See alle Zutaten seiner Verse unvermittelt nachempfinden lassen: Der Nebel, die Abendstimmung, die Wiesen, die Stille - und natürlich der Mond.

Plickat hat dafür ein klobig-geometrisches Kunstwerk für das Seeufer geschaffen, was seiner bekannten Formensprache entspricht. Das fünfteilige Denkmal aus schwarz-rotem finnischen Balmoral-Granit entfaltet sich fast majestätisch aus liegenden keilförmigen Elementen, aus denen eine fünffach gebrochene massive Stele sowie ein schräger Kubus emporragen. Die höhere Stele scheint eine Halbkreisform zu balancieren, die manche unwillkürlich an eine Zitronenscheibe erinnert - aber das wäre ja auch nicht weit entfernt von Erscheinungsformen des Mondes. Sehr zurückhaltend verstecken sich in den glattpolierten Steinelementen Name und Portraitkopf von Matthias Claudius sowie zum Wasser hin der Text seines Abendliedes, der leicht glänzend wie ein Nebelhauch auf den Stein gedampft zu sein scheint.

Seine abstrahierenden Formen hat der Künstler mit Bedacht gewählt: "Durch die abstrakte Gestaltung mit geometrischen Elementen, die nur vordergründig als etwa Hügel, Haus, Baum und Mond gedeutet werden können, glaube ich", so Plickat, "dem interessierten Betrachter genügend eigenen Spielraum gelassen zu haben und ihn zu eigenen Interpretation anzuregen."

Einblicke zur Entsteheungsgeschichte

Reinfeld 01 Plickat Claudius Denkmal Stormarn c JensRoennau DSCF0230
KioeR 2018 Reinfeld 16

Jörg Plickat

1954 in Hamburg geboren, studierte zunächst Jura, bevor bis 1980 ein Bildhauerstudium an der Muthesius-Fachhochschule in Kiel bei Jan Koblasa, Georg Weiland und Manfred Sihle-Wissel absolvierte. Besonders die kubische Formensprache Sihle-Wissels hat nachhaltigen Einfluss auf Plickat gehabt. Viele seiner geometrisch-abstrakten Werke finden sich im In- und Ausland im öffentlichen Raum, darunter ein Tastmal für Blinde im Kieler Hauptbahnhof und eine Großskulptur in Peking. Er lebt und arbeitet in Bredenbek bei Rendsburg.

Uferweg am Herrenteich
Ahrensböker Straße
23858 Reinfeld

Standort

Uferweg am Herrenteich

Ahrensböker Straße
23858 Reinfeld

Radrundtour

Das Kunstwerk liegt an oder in der Nähe der Radrundroute 4: 
https://tourismus-stormarn.de/de/radrundtouren/durch-huegelland-und-traveniederung-32

1990, Balmoral-Granit. Reinfeld, Ahrensböker Straße, Uferweg am Herrenteich.

Quelle: Archiv der Stadt Reinfeld, darin auch Äußerungen von Jörg Plickat zum Plan seiner Arbeit. http://www.plickat-sculpture.de/deutsch.html, 22.10.2016. Jens Rönnau, Open Air Galerie Kiel, Kunst und Denkmäler, Neumünster 2011, S. 306. Leonore Lötsch, Matthias Claudius Streit um Ursprung von "Der Mond ist aufgegangen", Deutschland Radio Kultur, 22.1.2015. http://reinfeld-aktiv.de/ueber-reinfeld-touristen-info/sehenswertes/, 22.10.2016. https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%B6rg_Plickat, 22.10.2016.

Tex/Fotos (c) Jens Rönnau