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Motor

Reinhard M. Sauer: Glinde

Ein seltsames Eisenobjekt markiert in Glinde den Weg zwischen dem Neubaugebiet "An der alten Wache" zum Rathaus auf Höhe des ALDI-Parkplatzes: Es ist rostig, lässt auf den ersten Blick vielleicht an einen Papierkorb denken oder an ein versorgungstechnisches Gerät.

Beschreibung

Gleichmäßig hoch und eng sind dort Vierkant-Stahlrohre zu einem festen Verbund gefügt, der in seiner Mitte indes Leerstellen aufweist, die ins Innere blicken lassen. Dort fallen, je nach Betrachtungswinkel, drei runde Formen auf, die an Stempel oder Metallfüße erinnern. Technik-Versierte werden die runden Elemente unschwer als Teile von Motorenkolben erkennen. Doch diese Maschine wird kaum zum Laufen zu bringen sein, könnte eher ein Denkmal für einen Motor sein, dessen einstige Bewegungen durch den Wechsel von eckigen und runden Elementen ebenso assoziierbar sind wie durch die verschieden hohen Öffnungen. "Ich baue meine Plastiken aus Fundstücken", sagt der Bildhauer Reinhard M. Sauer, der dieses Objekt geschaffen hat. Er nennt es "Motor", und die runden Teile stammen tatsächlich von Motoren - allerdings von ungewöhnlichen, die im Straßenverkehr nicht zu finden wären: 36.000 PS wurden mit ihnen einst in einem großen Schiffsdiesel erzeugt. Sauer ist Stammkunde auf dem Schrottplatz von Glinde. Dort hat er den Vierkantstahl schleunigst abgeholt, als ihn der Schrotthändler von diesem Neuzugang berichtete. Die Kolbenteile indes stammen direkt aus dem Hamburger Werftbetrieb und wurden einst an einer Drehbank in Altona hergestellt. Es war die Glinder Politikerin Ursula Stawinoga, die im Rahmen zahlreicher Neubauten in dieser Region einen Skulpturenpfad initiierte, dessen ersten Teil der Realisierung die zuständige Baugesellschaft finanzierte. Der - bislang folgenlose - Auftakt wurde 2010 mit dem "Motor" und einem weiteren Werk von Reinhard M. Sauer gemacht, einer Weltkugel am Ende des Weges hinter dem Rathaus. "Meine Plastiken verschweißen die Fragmente vergangener Zeiten", sagt Reinhard Sauer. Damit schafft er poetische Denkmale an die Industriekultur.

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KioeR 2018 Glinde 24

Reinhard M. Sauer

Wurde 1946 in Deutschland geboren und studierte Anglistik, Amerikanistik und Linguistik in Mainz, Edinburgh, Stanford sowie spanische Sprache und Literatur in Valencia und Salamanca. Als Lehrer unterrichtete er in Glinde, dann 7 Jahre in Chile, danach in Großhansdorf. Im südchilenischen Osorno studierte er sieben Jahre Bildhauerei an der Universidad de Los Lagos, war Meisterschüler bei Osvaldo Thiers, der ihn einführte in die "escultura directa" - das direkte Schaffen von Skulpturen und Plastiken aus Fundobjekten, vor allem Eisenschrott. Seit der Rückkehr mit seiner Familie nach Deutschland betreibt Sauer zusammen mit einem Steinbildhauer und einem Holzbildhauer eine Werkstatt auf Schloss Wotersen. Daneben ist er begeisterter Jazz-Musiker.

Verbindungsweg an der Alten Wache / Höhe ALDI Parkplatz
Verbindungsweg
23858 Glinde

Standort

Verbindungsweg an der Alten Wache / Höhe ALDI Parkplatz

Verbindungsweg
23858 Glinde

Radrundtour

Das Kunstwerk liegt an oder in der Nähe der Radrundroute 20: https://tourismus-stormarn.de/de/radrundtouren/ab-ins-gruene-alte-doerfer-und-neue-staedte-39

2010, Stahl. Glinde, Verbindungsweg an der Alten Wache / Höhe ALDI-Parkplatz. www.bildhauerwerkstatt-wotersen.de/reinhard-m-sauer

Quelle: Akten der Stadt Glinde. Telefonat Jens Rönnau mit Reinhard Sauer am 6.10.2016. Telefonat Jens Rönnau mit Ursula Stawinoga am 12.10.2016. http://www.bildhauerwerkstatt-wotersen.de/reinhard-m-sauer

(c) Text/Fotos Jens Rönnau