Bad Oldesloe 03 Goerler Portal Kreishaus Stormarn c JensRoennau DSCF0022

Portal zum Kreissitzungssaal

Rolf Goerler: Bad Oldesloe

Auf den ersten Blick fällt sie ja nicht so auf, die Tür zum Kreissitzungssaal an der Reimer-Hansen-Straße in Bad Oldesloe, denn sie befindet sich in einem eher nüchternen Bau der 1960er Jahre mit geradlinigen Fenster- und Gebäudeformen. Doch schon die kupfernen Türblätter sind durch ihre unregelmäßige Oberfläche mit aufgelöteten Erhebungen gestaltet, als hätte hätte hier ein dicker Pinsel regelmäßige "Laufnasen" hinterlassen.

Beschreibung

Die dreiteilige Tür besteht aus zwei Flügeln und einer krönenden Supraporte. Jenes obere Feld ist durch abstrahierte Figurengruppen gestaltet, während die Türgriffe in Form von zwei unbekleideten Männern gestaltet sind. Sie sind in gebärdenreicher Pose dargestellt: Während der Rechte sich an die Brust fasst, hat der andere seine Hand zum Mund geführt. Beide sind als Redner zu erkennen - und verweisen so auf das, was üblicherweise geschieht innerhalb jenes Saales, zu dem die Tür führt. Alle Figuren dieses Portals sind ein Werk des damals noch in Lütjensee lebenden Bildhauers Rolf Goerlers. Er hatte 1966 einen ausgeschriebenen Wettbewerb gewonnen mit seiner Idee, für diesen Eingangsbereich Figuren "sich begegnender Menschen" zu schaffen. Bei den Rednern formte er die äußeren Arme so, dass sie eine Funktion als Griff bekommen können. Da das öffentliche Reden eine seit der Antike bekannte Tätigkeit ist, wählte er eine Form der Darstellung, die in jenen Zeiten üblich war: Den nackten Körper. Doch das, so weiß Goerlers Ehefrau Christina Roggenkamp zu berichten, führte damals in Bad Oldesloe zu einem Sturm der Entrüstung, ja einige Damen schlugen schon vor, den Männern ein Höschen zu stricken. Entnervt wurde dem Künstler der Vorwurf gemacht, er hätte sich nicht an sein Wettbewerbsmodell gehalten. Er musste es nochmals vorlegen - und siehe: Die damaligen Mitglieder der Wettbewerbskommission hatten entweder nicht so genau hingesehen, oder sie waren damals einfach fortschrittlicher. Man entschuldigte sich beim Künstler und ließ seine nackten Männer am Ort der öffentlichen Repräsentation unbehelligt.

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KioeR 2018 Bad Oldesloe 1

Rolf Goerler

Wurde 1927 in Hamburg geboren. Er studierte 1947 − 1949 Bauplastik bei dem Bildhauer und Keramiker Ludwig Kunstmann in Hamburg, 1950 bis 1953 studierte er Bildhauerei bei Edwin Scharff an der damaligen Landeskunstschule, der heutigen Hochschule für Bildende Künste, sowie ein Jahr an der l'Academia di Brera in Mailand bei Marino Marini. „Zu Marini bin ich gegangen um zu lernen, wie man Masse in die Luft bekommt“, erklärte Goerler, der sich neben seiner Bildhauerei auch malerisch betätigte und nicht nur für seine Klangskulpturen bekannt ist, sondern auch für das bronzene Teufelchen an der Lübecker Marienkirche oder sein Kieler "Sonnentor" aus norwegischem Larvikit. Er arbeitete seit 1957 als freischaffender Bildhauer in Hamburg, seit 1966 in Lütjensee und seit 1977 in der Lübecker Altstadt. Goerler starb 2006 in Lübeck.

Reimer-Hansen-Str. 2-4
23843 Bad Oldesloe

Standort

Reimer-Hansen-Str. 2-4
23843 Bad Oldesloe

Radrundtour

Das Kunstwerk liegt an oder in der Nähe der Radrundrouten 7 und 8:
https://tourismus-stormarn.de/de/radrundtouren/zu-wasserkunst-und-wassernutzen-34
https://tourismus-stormarn.de/de/radrundtouren/zu-baumumkraenzten-plaetzen-des-huegellandes-28

Bronze, Kupferblech, 1966. Reimer-Hansen-Str. 2-4, Bad Oldesloe.

Quelle: Telefonat Jens Rönnau mit Johannes Michael Spallek am 12.8.2016. Telefonat Jens Rönnau mit Christina Roggenkamp am 5.10.2016. Jens Rönnau, Open Air Galerie Kiel, Kunst und Denkmäler, Neumünster 2011, S. 232. http://www.kunst-luebeck.de/kuenstlerdetails/goerler-rolf.html, 22.10.2016. Lübeck, Kulturforum Burgkloster ehrt den Künstler Rolf Goerler, Kieler Nachrichten 5.6.2009.

(c) Text/Fotos Jens Rönnau